AUSGABE Nr. 8 - YVES KLEIN - IKB191
Aktualisiert: 14. Juni 2022
So mutig wie manche Künstler sind, so mutig dürfen und müssen auch wir als Betrachter sein. Wir dürfen nachfragen und auch mal grosse Augen machen, die Nase rümpfen oder einfach nur die Achseln zucken. Auch an der Art Basel. Gerade dort!
Kunst ist kein exklusives Privileg von Intellektuellen mit 300 gr Brillen. Auch braucht es, um sich über Kunst zu unterhalten, keine schwarze Uniform wie sie bei Designern und Architekten gleichermassen beliebt ist. Selbst wenn Du Dich für die Reinkarnation eines Kolibris hältst – zu schrille Farbmuster lenken von der eigentlichen Kunst ab und können schlimmstenfalls Epilepsie auslösen. Um es auf den Punkt zu bringen: Du kannst über Kunst urteilen, ich kann über Kunst urteilen – das gelingt auch ohne dabei selbst zum Performance-Akt zu werden.
Kunst gehört uns allen! Ich beginne unseren kleinen Ausflug in die Kunstwelt mit Yves Klein. Vorweg, nein, diesen Namen kennst Du nicht von Marky Mark’s Unterhose und obwohl Klein mit Besessenheit etwas für die Ewigkeit geschaffen hat, zählen weder «Obsession» noch «Eternity» zu seinen grossen Werken.
Yves Klein ist der Blaumann unter den Künstlern: Fläche-Blau-Fertig! Das klingt erstmal banal aber je länger man sich mit seinen Werken befasst, desto eher erkennt man in Klein’s monochromen Blauflächen eine unglaubliche Hoffnung und Positivität mit unendlicher Tiefe. Merke dir diesen Satz, damit wirst Du in jeder Galerie und Kunstmesse punkten, ansonsten sitzen wir gemeinsam im Zug von Mailand nach Zürich (dazu müsstest Du jetzt meinen Artikel Nr. 2 über die A. Lange & Söhne gelesen haben)
Es gibt ja in der Kunstszene echt kreative Ansätze: Milo Moiré’s Möpse, die in Formaldehyd eingelegten Tierkörper von Damien Hirst, Jeff Koons Ballonhunde, Dieter Roth’s Schimmelbilder, das zerschnittene Bild von Banksy…..Was haben sich die Kollegen nicht alles einfallen lassen…
Und Yves? Der gute hat’s sich einfach gemacht.
Missgünstige Angsthasen könnten jetzt natürlich behaupten, dass bei monochromen Farbflächen der einzige Unterschied zwischen dem «Künstler» und einem Maler der Stundenansatz ist. Erstens: Nach einer solchen Aussage setzte ich mich im Zug von Mailand nach Zürich von Dir weg. Zweitens, selbst wenn es so wäre? Sollen sie sich die bornierten Neider doch im Baumarkt eine eigene Farbe mischen und ihr Glück versuchen. Es wird gewiss nie eine «art» Ausgabe geben, die sich mit deren «Nobody Orange» beschäftigt.
Klein hat was Mutiges, was Neues, bisher Unbekanntes geschaffen. Etwas, dass es damals selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch nicht gab. Für Klein war die Leinwand der Ort der unbegrenzten Möglichkeiten! (An alle Streber-Biografen da draussen: nein das hat er nie gesagt aber seine Kunst spricht zu mir. Touché!)
Klein und seine monochromen Farbflächen in Ultramarinblau (bzw. seinem höchstpersönlichen und patentierten Yves Klein Blau IKB191) hatte eine klare künstlerische Haltung, war aber als ein Seiltänzer zwischen Genie und Scharlatan bei der Verbreitung seiner Konzeption auf wohlgesinnte Kunstkritiker angewiesen. Aus diesem Grund zollen wir Ihm den Respekt, der ein Künstler verdient, der durch monochrome Farbflächen Museen, Bücher und Bankkonten füllt.
Yves, ich liebe blaue Augen, das Meer und deine Kunst!
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